Talk:Thesen

From Live Cinema Research

Revision as of 10:32, 10 April 2006; view current revision
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Hallo Falk,

deine Thesen im wiki sind doch schon ein guter Anfang. Es geht noch ein bisschen durcheinander.

Die Thesen sollen quasi eine Hilfe sein, problembezogen zu schreiben, Dh. deine gesammelten Beispiele und hist. Bezüge sollen nun als Argumente für eine These (Entwicklung, Behauptung, Motto...) dienen.


Zentral in deiner Arbeit (praktisch wie theoretisch) ist die These, dass sich VJing durch die gesammelten Erfahrungen in der Aufführungspraxis und durch die Entwicklung neuer medientechnologischer Möglichkeiten zu einer eigenständigen Kunstform, nämlich Live-Cinema emanzipiert.


Deine Untersuchung sollte damit folgendes Aufzeigen.

1. Event-Driven-Cinema: VJing als visuelle Extension auditiver Events emanzipiert sich von den einfachen zumeist eindimensionalen synästhetischen Konzepten. (Geschichte technischer audiovisueller Medien, Beispiele ...)

Fragestellung zum Ende kann sein: Was passiert mit einem technischem Medium, wenn es müde geworden ist, die Inhalte und Fragestellungen der traditionellen Ausdrucksformen zu simulieren/kopieren? (Analogie z.B. frühe s-w Fotografie simulierte die Portrait und Landschaftsmalerei, fand hierüber nach und nach zu eigenen Stil- und Ausdruckswillen / frühe Computergenerierte Musik simulierte Bach und in der Folge Jazz/BeBop... erste erzählerische Stummfilme simulierten das Theater ...

2. Live-Cinema: Bausteine einer eigenen medialen Sprache:

Im Live Cinema werden

   • micro- und macroszenische Komponenten aus dem Film,
   • dramaturgische und inszenatorische Elemente der Performativen Kunst,
   • Methoden des non-linearen und kooperativ/sozialen Erzählens aus den

interaktiven Medien

   • und Produktionsmethoden der elektronischen Musik und der Komposition

wahr- und aufgenommen. (Beispiele für Bausteine)

Fragestellung zum Ende: Wie lässt sich aus dem Mix(?) der Bausteine eine eigenständige künstlerische Aussage formulieren? (Beispiele MixedMedia Art, PerformanceArt, VideoInstallation, Fluxus, CutUp...)

3. Live Cinema Act: Wovon Sound erzählt, wenn Bilder hören können: Visuelles Erzählen unter Echtzeitbedingungen.

LC als offenes Kunstwerk...

   • Ein offenes Kunstwerk (rezeptionsästhetische Konzepte) ist kein nicht

beendetes Werk, sondern ein ästhetisch vorformuliertes und im Kern analytisch gestaltetes Setting visueller, ineinanderverschachtelter form-und/oder handlungsorienter Elemente,

   • das dem Live Cinema Erzähler als Moderator/Inszenator/Regiessieur, in

einem performativen und kreativen Akt als Material-Basis dient,

   • o.g. Akt passiert vor/in einem club-Publikum auf der

medien-technischen Grundlage und innerhalb der vorgegebenen Gestaltparameter des VJ-Programms,

   • wobei die handelnden Akteure innerhalb ihrer Rollenzuweisung (DJ, VJ,

Tänzer, Hörer, Zuschauer) untereinander interagieren und das gemeinsame Event strukturieren und gestalten (können).


4. Soft-Ware: instrumentelles Medium AND mediales Instrument. Der VJ als Entwickler.

   Soft-Ware als algorythmisches Modell von vorgestellten oder

tatsächlichen Prozessen und Interaktionen ist per se ein instrumentelles Medium (die Parameter des technischen Mediums lassen sich frei gestalten) und ein mediales Instrument (das Medium lässt sich innerhalb o.g. Parameter frei bedienen/spielen). Analog zur Musik: Instrumentenbauer und Instrumentalist kooperieren um gemeinsam Klang, Stimmung, operative Handhabung, Materialien zu entwickeln. (Geschichte der Geige, Klaviatur...).

VJing hat in diesem Zusammenhang den Weg der elektronischen Instrumente und in deren Folge der Sequencer-Programme eingeschlagen. Nicht ohne Grund operieren VJs innerhalb auditiver Ausdrucksformen, die genau diesen medientechnischen Produktionsmethoden (techno, Sampling...)entsprechen. Bis ins Detail werden auf der visuellen Ebene die bekannten Strategien des Auditiven reproduziert. (Beat, Sampling, Loops, Frequenzanalysis...) Dieser Vorgang des Transponierens (Von einem Medium ins Andere) ist auf der medientechnologischen Grundlage des Rechners als Universalmedium hinlänglich bekannt und praktiziert. Im Nachklang dieser ersten synästhetischer Effekte und Sensationen zeigt die aktuelle VJ-Software sich eben als Verursacher für die augenblickliche Situation des VJings (s.o. Pkt 1. VJing als visuelle Extension des Auditiven), und liefert damit den definierten Ausgangspunkt und den kreativen Antrieb zur Entwicklung neuer ästhetischer Konzepte und Strategien, die in der Konstruktion der LC-Software Eingang finden müssen:

z.B.: Abbildung erzählerischer Konstruktionsmethoden im Interface:

   Storylines (parallel),
   polyperspektive Gleichzeitigkeit (Faltung),
   wer erzählt wem was!
   Regeln fürs Sequencing (was passt zusammen / was darf nicht passieren,

wenn das bereits gezeigt wurde ...)

   ...

Abbildung von Zeit und Rhythmus:

   Stauchung und Dehnung von Szenen
   Auslassungen


Abbildung von Echtzeitmanipulation auf der Ebene der micro/macro Szenen:

   hierachische Auswahl
   Titel / Mischung
   Ausschnitt / Detail
   Schnittfolgen
   Blendenpresets
   ...

... (siehe Punkt 2: Bausteine)

These: Der VJ ist auch immer Entwickler seines Instruments: software muss fliessen!


5.Ausblick

Neue visuelle Erzählweisen formen auch ein anderes Publikum und eine andere Aufführungspraxis. LC versteht sich nicht als Konkurrent zu den bestehenden starken Formen des Kinos, sondern ist grundlegend performative Kunst, die mit bewegten Bildern vor Publikum (frei) erzählt. Live Cinema emanzipiert sich zunehmend von der Baseline seines auditiven Partners und fordert ihn stattdessen auf, seine Erzählweise (Geschwindigkeit/Perspektive) musikalisch zu begleiten und zu inspirieren.


Synästhesie ist keine algorythmische Angelegenheit! siehe Timothy Leary:

Zitat: Leary formulierte in diesem Zusammenhang die Zwei Gebote für das Molekulare Zeitalter:

   1.    Thou shalt not alter the consciousness of thy fellow men.

(Deutsch: Du sollst das Bewusstsein deines Nächsten nicht verändern.)

   2.    Thou shalt not prevent thy fellow man from altering his or her own

consciousness. (Deutsch: Du sollst deinen Nächsten nicht daran hindern, sein oder ihr Bewusstsein zu verändern.) Diese Sätze sind aber durchaus nicht nur in Bezug auf den Gebrauch von Drogen zu verstehen, sie beziehen sich auch auf die Manipulation durch Massenmedien, Politiker und Gruppenzwang. Zitat Ende:

(Ersetze Bewusstsein durch Wahrnehmung   ->

http://de.wikipedia.org/wiki/Timothy_Leary "Die acht neuronalen Schaltkreise"

Nimm das was du brauchst. Wirklich ein interessantes Thema.

MK

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