Kapitel Fünf: Live Cinema als evolutionäres Gesamtkunstwerk
From Live Cinema Research
"Die Schönheit dieser Welt" Lothar Warneke sagt in einem Interview: "Ich habe zwar einige Jahrzehnte Filme gemacht, aber mir ist immer klarer geworden: Es gibt keine Rezepte, jedenfalls keine allgemeingültigen. Eine gewisse Ratlosigkeit ist in meinem Kopf zu Hause, und ich fühle moch ständig verpflichtet, sofort meiner eigenen Meinung zu widersprechen, wenn ich etwas formuliert habe. "
Wie bei allem was mit Live Cinema zu tun hat ist alles was im Film relevant ist auch hier von Interesse und so ist Herrn Warneke Achtung zu schenken mit dieser Aussage, denn was auch immer die Theorie hier besagt, ist die Praxis beim Film wie beim Live Cinema wie beim VJing wie beim Musik machen davon geprägt was in der Realität passiert. Das Endprodukt wird immer eine Kombination aus Zufall, Können, Kreativität und dem Zusammenwirken vieler Menschen sein. Live Cinema muss die Balance suchen, zwischen der Energie des Live-Auftrittes und dem Gefühl des Kinos, der Live Cinema Künstler zwischen dem Erzählen von Geschichten und dem Reflektieren der Stimmung. Live Cinema kann die Tradition des Erzählens am Feuer in den Höhlen unserer Vorfahren in ein neues Zeitalter tragen. Es ist eine Kunst die lebt und ein Medium mit Zukunft. Der hier aufgezeigte Weg für ein Live Cinema ist natürlich nur einer, sicherlich gibt es, was den Aufbau der Geschichte oder der Performance angeht auch noch andere Ansätze die erforscht und probiert werden wollen.
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Geld? Welches Geld?
"Die Schönheit dieser Welt": "Er (der Film) ist das teuerste, arbeitsaufwendigste, eine gigantische Technik erfordernde Bildkunstwerk, was zu seiner Herstellung neben der handwerklichen Erfahrung Hunderter von Spezialisten aauch noch ein hochtalentiertes Management erfordert, dies alles zu organsisieren, ungeheure Summen von Geld benötigt, dies alles zu bezahlen. Aber, Film ist eben auch genau das Gegenteil. Es geht nicht nur an der Grenze der Kultur entlang, sondern als ein Medium des Neologismus tummelt er sich auch in den Bereichen des Handwerksloseen, des naiven Unwissenden, des Dilettantischen und Amateurhaften. Er wird nicht nur professionell, sondern auch amateurhaft gehandhabt. Jeder kann Filme machen, auch ohne Vorkenntnisse."
Live Cinema wie in der hier vorgestellten Form hat aber auch viele Hürden zu nehmen. Der theoretische Ansatz will in die Praxis übernommen werden, denn die Kombination aus Film und Event ist auch eine Kombination aus zwei der aufwendigsten Kunst- oder Entertainmentformate der Menschheitsgeschichte. Die professionell betriebenen Varianten erfordern heutzutage hunderte von Menschen, einen außerordentlichen Organisationsaufwand und Unsummen von Geld. Interessanter Weise bieten beide Formate aber auch viel Freiraum zum experimentieren. Experimente können langsam wachsen. So sind beim Film die Independent Produktionen in ihrem eigenen Umfeld erfolgreich und kommen im Gegensatz zur Millionen schweren Hollywood Produktion mit einem Minimum an Aufwand aus. Auch bei Events gibt es Gruppen und Künstler die immer wieder in Eigeregie mit umwerfenden Parties gestalten und mit diesen dann langsam wachsen und dadurch im Laufe der Zeit ein größeres Publikum erreichen. Live Cinema wie hier beschrieben ist ein Experiment, welches es gilt zu erforschen, auszureizen und zu interpretieren. Auch mit wenig Mitteln viel zu erreichen sollte und muss am Anfang groß geschrieben werden.
Nicht desto trotz brauchen aber auch kleine Live Cinema Produktionen und anfängliche Experimente zumindest eine Grundfinanzierung um das Potential zur Entfaltung zu bringen. Schauspieler, Equipment, Aufführungsräume - all das sind Elemente die man schwer ohne finanzielle Grundlage realisieren kann. Mögliche Lösungen finden sich eventuell in Kunst und Filmförderungen, im bündeln von Synergien also der gemeinsamen Produktion mit mehreren Live Cinema Künstlern die danach alle ihre eigene Fassung live spielen und interpretieren können. Aber auch andere Subkultur Künstler aus verschiedensten Bereichen (Schauspieler aus den Street Theatern, Graffitti etc) können für eine Live Cinema Produktion in Frage kommen. Die Kooperation mit Veranstaltern und etablierten Musikern kann ebenfalls eine Finanzierungsgrundlage bieten. Aber gerade der Anfang wird schwer, da Entscheidungsträger und Kooperationspartner vom Unbekannten überzeugt werden wollen. Anstelle von rein fiktiven Narration können eventuell auch andere Ausrucksformen wie Dokumentationen oder Imagefilme zum Einsatz kommen um die finanzielle Hürde zu überwinden. Dokumentation sind hierbei eine Möglichkeit die Produktionskosten drastisch zu senken und eine direkte soziale Relevanz herzustellen. Vorstellbar ist, daß so etwas auf speziellen Themenevents aufgeführt werden kann. Imagefilme wiederum bieten die Chance mit diesem Medium auf sehr direkt Art Geld zu verdienen was dann wieder zur Herstellung von Independant Produktionen eingesetzt werden könnte. Vorstellbar ist in diesem Zusammenhang Firmenfeiern, Kongresse, Messen etc. Die Anwesenden könnten ihren Smalltalk halten und trotzdem über Firmen oder Produkte informiert werden. Es bleibt aber zu hoffen, daß dies eher die Ausnahme als die Regel für ein Live Cinema ist - auch wenn dieser Weg lukrativ erscheint. Wie auch immer eine Umsetzung zu Stande kommt, sollte sich ein Live Cinema über längere Zeit etablieren können, wird sich eine eigene Ökonomie darum entwickeln und diese Probleme lösbar machen.
[1] Hibon on the making of "MTV Codehunters" "... obviously you start with many ideas and characters, and time and budget always makes you simplify that vision. I think that it's a good thing to work with limitations, as long as it doesn't stop you. What's important is that those realities or restrictions don't change or impair the main idea of the project.”
Immer wieder neu, immer wieder anders
expanded ciname 130: We shall find that ninety percent of all cinema in history can not be viewed more than a couple of times and still remain interesting.
Was passiert wenn ein und der selbe Live Cinema Film in verschiedenem Ambiente aufgeführt wird - eventuell mit unterschiedlicher Musik, wenn er jedes mal die gleiche Geschichte erzählt, jedoch bei jedem mal sich das Gefühl wandelt - eventuell dadurch sogar die Grundaussage geändert wird wird? Es entsteht ein vielseitiges Kinoerlebnis, immer wieder neu, voller Emotion und Kraft, nicht voraussagbar und doch konsistent. Es kann Filme schauen zum wiederholbaren Erlebnis machen und Filme machen zum fortwährenden Experiment. Es nimmt dem Film die Einmaligkeit und damit die Starrheit. Gleichzeitig regt es durch Auslassungen, parallele Geschichten und Sichtweisen ständig neu kombiniert die Fantasie der Zuschauer an. Es ermuntert sie ihre eigenen Schlüsse zu ziehen und die Handlung in ihren eigenen Vorstellungen geprägt durch ihre eigenen Erfahrungen zu vervollständigen. Es nimmt damit die im Kino vorherrschende Diktatur der Gedanken die alles und jedes Detail aussprechen lässt, alles zeigen muß und die Gefühle einseitig oktroyiert. Diese Freiheit bedingt auch ein Verlangen sich auszutauschen, seine Erfahrungen mit dem Film zu kommunizieren, was dazu führt andere Erfahrungen in sein Erlebnis mit dem Film noch während der Performance einzubauen. Ein Kollektives Erlebnis ist das Ergebnis, welches durch die unmittelbare Performance Künstler und Publikum einschließt.
Ganz nebenbei löst die Live Aufführung eines Films mit ihren Variationen und Gefühlen und Energien auch noch eines der größten ungelösten Problem der modernen Filmindustrie - das Raubkopierproblem. Dem gemeinen Kinogänger ist es eigentlich egal ob er einen Film bei sich zu Hause in seinem Hi-Tech Homeentertainmentsystem anschaut oder im Kino, und es ist ihm noch viel mehr egal woher er den Film bekommen hat, solange er komplett auf ein Trägermedium gebannt ist und sich einfach abspielen lässt. Für das passive Anschauen eines Films ist der Einfluss den das Ambiente auf das Erlebnis ausübt so gut wie zu vernachlässigen. Die Qualität von DVDs und der dazugehörigen erschwinglichen Projektionstechnik für den heimischen Kellerraum gibt dem Kino in punkto Erlebnis nur noch wenig Vorzüge. Dies gepaart mit hohen Preise, schlechten Filme und mit einem immer schnelleren Internet und Techniken die das Kopieren und Vertreiben von Filmen zwischen unbekannten Personen auf jedem Fleck dieses Planeten schnell und unkompliziert erlauben weisen den Weg zu einer einem riesigen Problem für die Filmindustrie. Dies ist im Laufe der letzten hundert Jahre aber ein so behäbig und langsames Monstrum geworden, welches anstatt die neuen Technologien für sich einzusetzen darauf baut ihre Kunden flächendeckend zu kriminalisieren und Hiter Gitter zu bringen. Wie in der Einleitung besprochen ist dies eines der Faktoren die zum gegenwärtigen Abwärtstrend führen. Für ein Live Cinema stellt dies keinerlei Problem. Kommt es dazu, daß Live Cinema von größeren Bevölkerungsschichten als Erlebnis akzeptiert wird, könnte es sicher sein das auch hier Leute die Leinwand Abfilmen und das Ergebnis ins Netz stellen. Doch im Gegensatz zum traditionellen Kino kann eine solche Aufzeichnung abgespielt im einsamen Heimsystem nur einen Bruchteil des Erlebnisses den die Live Aufführung bietet wiederspiegeln. Wie sich auch im Musikmarkt langsam die Einsicht durchsetzt, daß Konzerte den einzige Weg aus dem "Raubkopierdilemma" bieten so wäre ein Live Cinema die Konzertlösung für Filme. Sicherlich kann wie bei handelsüblichen Live CDs auch eine Aufnahme eines bestimmten Aufführung dem nicht anwesenden Publikum zugänglich gemacht werden. Diese würde dann auch als Werbung fungieren und mehr Leute zur nächsten Gelegenheit in die Aufführungssäle ziehen. Diese hätten dann zwar eine Möglichkeit der Aufführung bereits gesehen, würden jedoch von einer neuen Interpretation in neuem Ambiente mit neuem Publikum nicht gelangweilt werden.
Nomen est Omen
Anfang des Jahres 2000 gab es auf der Mailingliste der Live Visualisten "eyecandy" eine einige Monate dauernde Diskussion darüber wie man sich denn nennen sollte. Neben vielen mehr oder weniger sinnvollen Vorschlägen ging es bei dieser Diskussion auch darum warum eine einheitliche Namensgebung für diese Kunst-, Medien- und Entertainmentform so wichtig erscheint. Aufhänger der Diskussion war der sich immer mehr ausbreitende Name "VJ". So gut wie alle alten und neuen Künstler waren einhellig der Meinung das "VJ" als Synonym für den MTV Moderator nicht aus den kollektiven Bewusstsein der Massen zu vertreiben war. Jedoch waren alle Alternativen schlecht auszusprechen oder schlecht abzukürzen oder waren zu speziell wodurch sich wieder einige der Künstler ausgeschlossen fühlten. Einig war man sich eigendlich nur darin, daß ein einheitlicher Name auch die Grundlage für eine einheitliche Kunstform gibt und diese sich damit besser bekannt machen könnte. Die Diskussion verlief - wie so viele Diskussionen in Maillinglisten - im Sande und es kam auf dieser Bedeutenden Plattform zu keiner Einigung. Das Thema verselbständigte sich und mehr und mehr vor allem nachkommende Künslter nannten sich einfach VJ ohne auch nur jemals von der Debatte gehört zu haben. Der Rest ist Geschichte. Schon im Jahr 2004 bekannten sich einige MTV Moderatoren dazu auch zu VJen - also in Clubs Live Bilder zu mischen. Gibt man heutzutage den Begriff "VJ" in Google ein findet man erst in den hinteren Rängen einen Bezug zu MTV - irgendwie hatte es die Live Visualisten geschafft sich an dem ehemaligen Erzfeind, der ihrer Kunst ein Jahrzehnt der Entwicklung geraubt hatte, zu rächen indem man seinen populärsten Begriff einfach kaperte. Im Bezug zum Live Cinema zeigt diese Entwicklung nun einige Konsequenzen. Es ist sicherlich konsequent einen Namen für die Aufführenden zu finden mit dem sie sich identifizieren können. Einen Namen sich leicht unters Volk werfen lässt und dort multipliziert. Ein solcher Name sollte auch viel von der unterliegenden Kunst preisgeben ohne viel Worte zur Erklärung verlieren zu müssen. Jedoch ist ein solcher Name in der dynamischen multikommunikativen Welt des Internets und seiner Milliarden von Meinungen schlecht von vornherein festzulegen. Bestenfalls müsste er wachsen und gedeihen und sich über evolutionäre Prozesse herauskristallisieren. Gut ist das die Kunstrichtung selbst bereits einen Namen besitzt auf den sich eine essentielle Basis bereits geeinigt hat. Wie sich die Aufführenden nun direkt nennen, daß wird sich im Laufe der Zeit zeigen. Wichtig ist es sich vom alten - also auch von "VJ" - mit allen Assoziationen (Bewegtbildtapete) zu trennen und einen neuen frischen Weg mit einem neuen frischen Namen zu unterlegen. Vergangene Fehler wären dabei am besten zu vermeiden. So ist der Name "VJ" irreführend und trägt auch einen Teil zum unverständniss der Kunst der Live gemischten Bilder bei. Die Arbeit die ein VJ erledigt ist weit mehr als die eines DJs. Er mischt eben nicht nur einen 3 Minuten Track an den anderen sonder lässt seine Kunst komplett vor den Augen des Betrachters entstehen, liest Gefühle aus der Musik, passt sich an die Rhythmik an und verbindet dies zu einem homogenen Ganzen. All dies ist im Namen "VJ" nicht vorhanden, dieser Name impliziert das einfache mischen vorhandener Kompositionen die dann irgendwie schon in den groben Kontext passen - dies ist dann auch genau die Sichtweise die man in den Zuschauern der VJs wieder findet. Ein Live Cinema Künstler ist nun noch viel mehr als ein VJ. Er ist Regisseur, meist wahrscheinlich auch Kameramann, Designer, Live Komponist und ein wenig Dirigent der Aufführung. Dies alles in einen Namen zu vereinen ist ein schwieriges Unterfangen - im Grunde ist ein Live Cinema Künstler jedoch eines ganz besonders - ein Geschichten Erzähler vielleicht also das internationale Akronym ST - Storyteller? Wie die Künstler wirklich am Ende nennen werden wird sich im Laufe der Zeit zeigen.
Soziales Umfeld
Fluxus Manifesto 1963:
* Purge the world of bourgeois, sickness "intellectual" professional & commercialized culture, PURGE the world of dead art, imitation, artificial art, abstract art, illusionistic art, mathemetical art, PURGE THE WORLD OF AMERICANISM
* PROMOTE A REVOLUTIONARY FLOOD AND TIDE IN ART: Promote living art, anti-art promote NON ART REALITY to be grasped by all peoples, not only critics, dilettantes and professionals.
* FUSE the cadres of cultural, social & political revolutionaries into united front & action.
Wo kommt Live Cinema her, wo will es hin, wen will es ansprechen und erreichen, welche Themen will es aufnehmen? Diese Fragen stehen im Zusammenhang mit dem sozialen Umfeld aus dem das Live Cinema erwächst und ihnen muß Beachtung geschenkt werden, da sie den Erfolg auf breiterer Basis ermöglichen. Wie der Jäger der seiner Horde durch das erzählen von Geschichten auch erfolgreiche Methoden zum jagen überlieferte und damit die Gesellschaft seiner Zeit mit formen half so sollte auch der Geschichtenerzähler im Live Cinema Kontext gesellschaftlich relevant sein. Die Künstler der Fluxus Bewegung nahmen 1963 schon vorweg was heutzutage alle Kunstrichtungen betrifft. Kunst sollte sich auf der einen Seite zwar vom Kommerz lösen, von seiner Unbestimmtheit, der uninterpretierbaren Abstraktheit auf der anderen Seite aber auch alle Menschen erreichen - egal wie sehr sie sich normalerweise mit Kunst auseinander setzen. Bei all dem sollte die Fluxus Kunst aber sozial und politisch relevant sein. Eine Aussage haben, viele Medien und ihre Macher vereinen. Bis auf ein paar wenige Events, wie zum Beispiel John Lennons und Yoko Ono Sit-In Performance 1996, blieb die Kunst des Fluxus aber von der Breiten Masse unbeeindruckt. Doch der Geist dieser Bewegung lebt auch heute noch weiter und ist vor allem in Subkulturen ausgeprägter denn je. Zwei dieser Subkulturen, bei denen man denken könnte das Manifest sei ihre Gründungsdokument gewesen, ist Street oder Graffity Kunst und die (frühe) Club Kultur. Die Street Art wie sie zum Beispiel Banksy praktiziert macht in Öffentlichen Plätzen auf Missstände der Gessellschaft aufmerksam. Dabei ist diese Kunst meist leicht zu begreifen, sie unterhält und ist deskriptiv.
"The club was a place of inspiration. The visuals that were going on in those times, were what was going on in the streets. And it inspired the hell out of people. And so., when you went into a club it was like, you know, right on! It´s happening here, it´s happening in that part of the country, it´s happening in that part of the world, it´s spreading, we´re getting our message out! You know, LETS´S DO IT!!!" Peter Rubin "A Look at Video Mix Culture"
Die Club Szene war in ihren Anfangsjahren mit allen ihren Ausdrucksformen ähnlich angelegt. Offen für jeden sollte, durch das Feiern an sich, eine Alternative zur geordneten einengenden Gesellschaft aufgezeigt werden. Mediales Material spiegelte dies in allen Facetten wieder. Die VJs als Kinder dieser Bewegung besitzen das mächtigste Tool der Szene um diese Gedanken auszudrücken. Mit dem Abflachen und der Kommerzialisierung dieser Szene ging auch bei den meisten VJs der Wunsch nach kunstvollem Ausdruck ihrer Gedanken verloren. Jedoch ist bis heute ein harter Kern verblieben der sich mit Aussage und sozialer Relevanz beschäftigt. Es ist auch genau dieser Kern der VJ Szene der sich die Entwicklung von narrativen Konzepten auf die Fahnen geschrieben hat und damit den Grundpfeiler des Live Cinema darstellt. Live Cinema wird also allen Erachtens nach von einer Grundhaltung geprägt sein die der des Fluxus nahe steht. Das heißt Live Cinema macht auf die Realität aufmerksam, es verbindet Popkultur mit Medienkultur mit Kunst. Es schliesst dabei durch seine Offenheit alle Bevölkerungsschichten ein indem es auch aus dem Club ausbricht. Es spricht sein Publikum auf unterhaltende Weise an. Es bleibt zu hoffen das die Pioniere dafür sorgen einen großen Fehler der Urformen nicht zu wiederholen, also dafür einstehen das Inhalte sozial und politisch relevant bleiben, eventuell bessere Wege aufzeigen und das Publikum leiten. Damit kann auch Peter Rubins Traum von einer unabhängigen Stimme die mit den hohlen kontrollierten Massenmedien des Industriezeitalter konkurrieren kann wahr werden.
"I can only hope that a new spirit in youth cutlure and youth cultural communication will arise again, take hold and begin to grow in earnest, so that tomorrow´s sun will shine brighter then the dimness which hovers over us all at the moment" Peter Rubin "A Look at Video Mix Culture".
Schlusswort
Wie gesehen ist Live Cinema mehr als nur das Verschmelzen von Semantik und Soziologie von Kino und VJ Kultur. Es ist auch Happening, Performance Art, Konzert und Ritual präsentiert sich modern, flexibel und dynamisch sowohl in Inhalt, Aufführung und Erscheinungsbild. Es hat die Fähigkeit Menschen zu verbinden, die Gesellschaft zu kommentieren und es ist nicht zielgruppengebunden. Es ist der Urkunst der Höhlenmalereien am nächsten und verbindet das schaminische Ritual mit dem modernen Rockkonzert genauso wie die Clubnacht mit dem Kinoerlebnis. Es ist Antikunst und lebende Kunst und kann von allen Menschen verstanden werden. Es vereinigt und befriedigt die Hauptsinne erzeugt Energie und Gefühle. Man kann von einem Gesammtkunstwerk sprechen oder es Popkultur nennen. Es ist aber auf jeden Fall eine Kunstform der Zukunft mit grossem Potential. Es bleibt zu hoffen, daß dieses Potential auf künstlerische Art und Weise genutzt wird und nicht wie bei anderen Medienkünsten dem kommerziellen Verfall zum Opfer fällt und sich in eine blosse Marketingmaschine verwandelt. Live Cinema hat das Potential das Lagerfeuer mit seinem Geschichtenerzähler, seinem Publikum und seinen Visionen für eine bessere Zukunft aufbauend auf den Erfahrungen der Gegenwart und Vergangenheit aus der Steinzeit in das digitale Informationszeitalter zu bringen.
[[2]]unjuculation: "To tie this together then we could say that the basic function of parties is mammalian pair bonding which has developed to the reality that it is now, through our own biological, technological and social development, thus we can no longer separate the two camps of sociality and communication and have to take both sides on board as part and parcel of the reality that we now live and work in."
Expanded Cinama 84: Therefore conventional narrative cinema, in which the filmmaker plays policeman guiding our eyes here and there in the picture plane, might be described as "specialized vision," which tends to decay our ability to comprehend the more complex and diffuse visual field of living reality.