Einleitung: Energie, Emotion und Message

From Live Cinema Research

Grundlage für diese Dissertation ist ein Dokument vom am längsten praktizierende VJ Peter Rubin aus dem Jahr 2005 mit dem Titel "A Look At Video Mix Culture". Darin stellt er fest, dass es den heutigen VJs und dem Club im Allgemeinen nur noch um reine "Energie" geht, man aber komplett die Richtung verloren habe und sozial relevante Aussagen komplett verschwunden sind:


"Today’s clubs are all about raw power and energy with no direction. VJ visions have been reduced to graphic design or the latest hard- and software tricks and effects. About bombarding the senses, with no thoughts whatsoever about reaching the heart. Confusion and commercialization have stripped the soul out of the VJ experience. "


Er denkt, dass eine Weiterentwicklung der Video Mix Kultur nur durch das Zusammenwachsen verschiedener junger Medienkulturen möglich ist. Sein interessantestes Anliegen ist das Verschmelzen der Live Visual Mix Kultur und der Independant Film Kultur. Seine Idee ist es, die "raw energy" - die reine Energie des VJings mit den Messages - Aussagen, Meinungen des Independant Films zu kreuzen. VJing ist die Interpretation von Rhythmus und Gefühl einer Musik mit vor allem aus Loops bestehenden Szenen und ist vor allem in Clubs und mehr und mehr auf Konzerten zu Hause. Heutzutage spricht man von der "Laptop VJ Generation" - die Instrumente der VJs sind meist ein oder mehrere Laptops die per Videomischer zusammengeschlossen sind. Auf den Rechnern befinden sich hunderte bis tausende dieser Loops. Diese werden live vom VJ zusammengemischt, mit Effekten belegt und zur Musikrhythmik synchronisiert - im besten Fall unterstützen sie das Gefühl, das die Musik verbreitet. All dies geschieht auf Projektionsflächen, entweder per Beamer oder mit Monitorleinwänden, die meist in die Clubdekoration integriert sind. Zwischen Publikum und Künstler besteht ein Rückkopplungsmechanismus der Gefühle, der die Aufführung live beeinflusst. Die Werke der VJs sind meist nur eine Aneinanderreihung gefühlsbetonter, rhythmischer Videos und Grafiken und haben zum Grossteil keine Geschichte oder Aussage. Gibt es doch so etwas wie eine Geschichte, ist diese sehr abstrakt und interpretativ oder sie entsteht per Zufall durch die Aneinanderreihung handlungsintensiver Loops. Eine VJ Performance geht oft über einen ganzen Abend bis zu 12 Stunden, was oft dazu führt, dass selbst die grundlegendsten Techniken - das Synchronisieren von Rhythmus und Gefühl - nicht durchweg erreicht werden können. Die VJ Kultur ist trotz erhöhter medialer Aufmerksamkeit an einem Punkt der kreativen Stagnation angekommen. Der Kinofilm erzählt im Gegensatz dazu immer eine Geschichte, die eine mehr oder weniger wichtige Aussage enthält. Die Spielzeit eines Filmes ist begrenzt und liegt heutzutage meist zwischen 90 und 120 Minuten. Die Geschichte hat immer eine vorher festgelegte lineare Struktur, die bei jeder Aufführung gleich ist. Ein direktes Feedback zwischen Künstler und Publikum ist nicht möglich und auch die Kommunikation innerhalb des Publikum ist stark eingeschränkt. Daraus ist schon recht deutlich ersichtlich, dass beide Kunstformen von einer Fusion stark profitieren könnten. Jedoch bleibt Herr Rubin es dem Leser seines Dokuments schuldig, wie eine Kooperation auf der technischen und semantischen Ebene aussehen müsste, um von größeren Zielgruppen wahr- und angenommen zu werden. Im Folgenden soll nun eine Theorie entwickelt werden, die diese Fusion beschreibt und zusammen mit Elementen aus weiteren Kunst- und Medienformen zu einem neuen Ganzen verbindet. Der Begriff "Live Cinema" scheint diese neue Kunstform sehr gut zu beschreiben. Zuerst stellt sich hierbei die Frage, warum sich die Film- und Kinoindustrie in einer Krise befinden und warum die Kunstform VJing ein Nischendasein in den Clubs fristet, aus dem es dort scheinbar nicht ausbrechen kann. Das der Abwärtstrend der Popularität des Kinoerlebnisses vor allem auf die Konsumausrichtung zurückzuführen ist, ist unübersehbar. Dünne Inhalte, durchschaubare Stories, immer gleiche Strukturen, hohe Eintrittspreise und ein Trend zum aktiveren und kommunikativeren Medienkonsum machen den Kinobesuch immer unpopulärer. Auf der anderen Seite führt die Kommerzialisierung der Clubs dazu, dass in der VJ Szene eine Abwanderung von qualifizierten Künstlern zu beobachten ist, was zu einer fast vollständigen Stagnation geführt hat. Jedoch haben beide Kunstformen große Stärken, die sich auf vielen Ebenen vereinen lassen, um eine neue, dynamischere, aktivere Kunstform mit relevanten Inhalten zu schaffen. Aufbauend auf der Ursachenforschung soll eine funktionierende Struktur - eine Sprache - entwickelt werden, um eine Grundlage für einen "Live Cinema Film" zu schaffen. Dabei sind Struktur, Emotion und Komposition die Elemente, die diese Syntax definieren und den Betrachter am Film interessieren. Live Cinema kann jedoch nicht für sich stehen, sondern es muss ebenfalls die Aufführung und der Kontext und Raum, in dem dieses stattfindet, betrachtet werden. Dabei eröffnen sich für die Aufführung flexible Möglichkeiten, die dieser Kunstform eine Plattform bieten. Ob Kinosäle, Lounges, Clubs, Konzerte - überall wo Musik, Bühne und Leinwand verbunden werden können, ist eine Live Cinema Aufführung möglich. Die live Performance selbst arbeitet mit der Energie der Zuschauer und des Mediums, um Eindruck zu hinterlassen und die Message des Films zu verbreiteten. Für diese live Performance muss aber auch ein funktionierendes Instrument zur Verfügung stehen, welches es dem Künstler erlaubt, seine Vorstellungen umzusetzen. Dieses Instrument ist vor allem eine Software, die das Abspielen von nichtlinearen Filmen erlaubt. Besonderes Augenmerk liegt vor allem auf dem Interface zwischen Künstler und Software. Es sollte eine freie Aufführung des Live Cinema Films erlauben, sich an der dargelegten Semantik orientieren und die Geschichte des Filmes wiedergeben können. Gleichzeitig muss es aber auch ein Agieren auf der Bühne ermöglichen um den Energiefluss von Publikum und Künstler nicht zu behindern. Diese Eigenschaften und Techniken sollten zusammengenommen sowohl in Theorie als auch in der Praxis eine flexibles, agiles, dynamisches und kommunikatives Gesamtkunstwerk schaffen, welches sich in die moderne Medienkultur eingliedert und diese bereichert. Live Cinema soll sowohl dem Filmemacher als auch dem VJ eine neue Plattform bieten und die Kooperation zwischen beiden Szenen fördern und damit Peter Rubins Idee dieser Medienfusion eine solide Grundlage geben. Im Idealfall wäre eine energetische und aussagekräftige Kunstform die Folge, die dem Künstler eine moderne Stimme verleiht, bei einem breiten Publikum Gehör findet und bei allen Beteiligten neue Energie erzeugt.

Character Development and Storytelling: "Ever since tales of great hunts and hunters were told to awestruck listeners huddles around th protecting fire, consumers, from cave folks to moviegoers, have been drawn to the power of storytelling. The story is the single thread that is woven through the entire fabric of what entertains us. The appreciation of a good story is a gift not granted to any other species on this planet. It is reserved for the Homo sapiens alone. "

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