Himmelfahrt und seine Dumpfbacken

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Als wir am Donnerstag Richtung Mc Pomm fuhren um unser Bier auf einem Boot zu trinken, grüssten uns Fussgänger in dorflicher Gegend auf ganz abscheuliche Art und Weise. Einem gewissen Herrn Hitler wurde dort irgend ein Heil gewünscht. Fassungslosigkeit machte sich breit. Auch in Potsdam gab es Anlass zum Wundern.
Mein Freund und Kupferstecher Florian schickte mir folgenden Text per Mail:


Toleranz mit Füßen getreten.

Himmelfahrts Nachmittag. Auf der Brandenburger Straße/ Ecke Dortustraße spielt ein fröhliches Potsdamer Musikquartett unter den Augen von Touristen, Rentnern, Familien mit kleinen Kindern und vor allem gut gelaunten Potsdamern zum Tanze auf. Die Stimmung ist unter den warmen Sonnenstrahlen heiter und vergnügt.
Mit einem Mal zerbricht die Idylle.
Stühle und Glasflaschen fliegen. Wütendes Gebrüll bricht aus und die Luft knallt förmlich vor Aggressionen. Was ist geschehen?
In eine Spielpause der Band passiert eine angetrunkene, laut singende Männergruppe den Standort. In Einheitskleidung mit Römerhelmen aus Plastik und lila gefärbten T-Shirts lassen sie auf eine Herrentagsfeiertruppe in Kostüm schließen. Doch nachdem aus dem hinteren Teil der ca. 30 Mann starken Gruppe zwei Unerkannte im Eilsprint einen Dönerimbiss stürmen und jenen anschließend fluchtartig verlassen, eskaliert die Situation.
Die kurdischstämmigen Mitbürger sind provoziert und eilen aus ihrem Geschäft. Wortgefechte folgen und schon werden die ersten Schläge ausgeteilt. Auf beiden Seiten. Die bereits vorgelaufenen „Römer“ werden auf die Auseinandersetzung aufmerksam und eilen zurück. Die Mehrzahl versucht ihre Gefährten zu beruhigen. Ja, sie werden sogar handgreiflich gegenüber ihren eigenen Leuten. Trotzdem kommt es nicht zur Ruhe. Die teilweise stark Alkoholisierten greifen die Besitzer des Dönerimbisses verbal und zum Teil mit sehr ausfälligen Aussprüchen an. „Ihr Scheiß Ka*****, verpisst Euch dahin, wo ihr herkommt.“ Daraufhin wird es unübersichtlich. Weitere Flaschen und Gläser sowie Stühle fliegen. Zwei blutüberströmte Männer rennen aufeinander los und es ist keine Beruhigung in Sicht. Das Spektakel zieht sich über mindestens 20 Minuten hin und die bereits nach den ersten Ausbrüchen gerufene Polizei ist noch immer nicht vor Ort. Erst als EIN Streifenwagen mit sichtlich überforderten Beamten eintrifft, schöpfen mutige Passanten Hoffnung. Diese hatten zuvor versucht, das Szenario zu deeskalieren. Doch die Pöbeleien und Handgreiflichkeiten finden kein Ende, sondern flauen erst ab, als nach und nach polizeiliche Verstärkung eintrifft.
Die Menge ist geschockt, versucht das Gesehene zu begreifen. Unverständnis, Angst, Abscheu sind in die Gesichter der unfreiwilligen Augenzeugen geschrieben. Hier und da fließen sogar Tränen.
Da die Pöbeleien der Männertagsgruppe nicht aufhören, werden Passanten lauter und fordern die Polizei dringlichst zum gezielten Eingreifen auf. Die um Ihre Existenz bangenden und tief in der Ehre verletzten kurdischstämmigen Bistrobesitzer lassen sich auch schwer zur Ruhe bringen und sorgen gewiss nicht für eine gezielte Entspannung.
Das für unsere Gesellschaft schmerzhafteste ist aber bis hierhin noch nicht erwähnt. Während des brutalen Schauspiels gibt es vereinzelte Zwischenrufe von Potsdamer Mitbürgern, die deutlich machen, dass sie die Gewalt gegenüber den Ausländern billigen, schlimmer noch, sogar gut heißen.
(Zitate sollen an dieser Stelle nicht erscheinen.) Es ist unglaublich, welche Worte gestandene Erwachsene zur Aussprache bringen und selbst gegenüber jüngeren Potsdamern zu artikulieren wagen.
Es werden sogar Stimmen laut, „die Türken“ hätten angefangen.
Das genaue Sezieren der zuerst verbalen, dann körperlichen Konfliktabfolge, wird im Verborgenen bleiben. Zurück bleibt ein schockierendes Erlebnis.
Bekannte Potsdam Farbe?

Florian Rummler


UPDATE:
wie die TAZ berichtet spielt die Potsdamer Polizei den Vorfall herunter, bzw. schiebt die Schuld sogar den achso-bösen Kurden in die Schuhe. Klar so eine Statistik muss gepflegt wereden.


Die PNN berichtet so larifari ohne wirklich Stellung zu beziehen. Im Gegensatz zu 200 Demonstranten, welche auch auf einen Vorfall in Pirschheide am selben Tag hinweisen. Wenn das keine rechte Gewalt ist!
PNN über die Demonstration

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